Referat von IM-Geschäftsführer Urban Fink. (Foto ms) Referat von IM-Geschäftsführer Urban Fink. (Foto ms)

Anfang März konnte Geschäftsführer Urban Fink gegen 30 Mitglieder des Schweizerischen Vereins katholischer Journalistinnen und Journalisten in den Räumlichkeiten der Inländischen Mission begrüssen. Im Anschluss an die Versammlung des Vereins erfolgte nach einem Referat des Geschäftsführers eine rege Diskussion zum dualen System der katholischen Kirche in der Schweiz.

Das duale Führungssystem der katholischen Kirche in der Schweiz ist – kompliziert. So lässt sich kurz die Ausgangslage zusammenfassen, wie die römisch-katholische Kirche organisiert ist. Dual, also auf zwei Ebenen, ist sie organisiert, weil es zum einen die Struktur der sechs Bistümer und zwei Territorialabteien in der Schweiz gibt. Diese weisen eine Struktur nach kirchlichem Recht auf. Hier gibt es Pfarreien, Dekanate, Seelsorge- oder Pastoralräume sowie Bistumsregionen.

Vielfältige Formen

Gleichzeitig kennt die Schweiz in einer Vielzahl von Kantonen staatskirchenrechtliche Behörden. Das sind auf der Ebene der Pfarreien die Kirchgemeinden, die eine Steuerhoheit für die Angehörigen der Konfession ausüben können und für Besoldung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Dienstleistungen und Gebäude zuständig sind. In mehreren Kantonen gibt es übergreifend sogenannte Landeskirchen, ebenfalls staatskirchenrechtlich organisiert, die Seelsorgeaufgaben und administrative Arbeiten verantworten, die über Pfarreigrenzen hinweg angeboten werden. Beispiele dafür sind die Seelsorge fremdsprachiger Katholiken, Fachstellen für Religionsunterricht oder Weiterbildungen für kirchliche Mitarbeitende.

Doch hier kennen die Kantone der Deutschschweiz ein anderes System als die Westschweiz, wo, wie in den Kantonen Genf und Neuenburg gar keine Kirchensteuern erhoben werden. Hier sind die Pfarreien finanziell auf sich gestellt oder erhalten von den politischen Gemeinden (Kanton Wallis) oder vom Kanton (Waadt) finanzielle Beiträge für die Besoldung der Seelsorgerinnen und Seelsorger. Gemeinden und Kanton können dies damit begründen, dass die Kirchen Aufgaben übernehmen, die zum Wohl der ganzen Bevölkerung dienen.

Auf gesamtschweizerischer Ebene sorgt die Römisch-katholische Zentralkonferenz RKZ dafür, dass nationale und sprachregionale kirchliche Aufgaben finanziert werden können. Die RKZ ist ein Zusammenschluss von Landeskirchen und kantonalkirchlicher Organisationen.

IM setzt Zeichen der Solidarität

In der Romandie und im Tessin tragen die Pfarreien aber die finanzielle Last für den Unterhalt der Kirchen und Kapellen und die Einrichtungen aus eigener Kraft. Im Sinn eines solidarischen Miteinanders unterstützt hier die Inländische Mission dank Spenden und Kollektenerträgen Pfarreien regelmässig bei notwendigen Bauvorhaben, die diese aus eigener Kraft nicht finanzieren können. Dazu unterstützt die IM zahlreiche Seelsorgeprojekte auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens in der Schweiz.

Verbunden mit dem starken Rückgang der Kirchenmitglieder wird es die Aufgabe sowohl der Bischöfe wie der Verantwortlichen der staatskirchenrechtlichen Behörden sein, eine langfristige Finanzplanung zu erstellen, welche die Seelsorge und die dafür notwendige Infrastruktur im ganzen Land sicherstellt. Hierbei, so Urban Fink, wird es auch notwendig sein, auf bisher vertraute Angebote zu verzichten, um die Kräfte zu bündeln.

Missbrauchsstudie stellt Vertrauen infrage

Die im vergangenen Jahr veröffentlichte Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz hat viele Menschen stark verunsichert und zu einem Misstrauen gegenüber der Kirche geführt. Dieses zeigt sich sowohl von aussen wie auch in der Kirche selbst. Für diese Verfehlungen haben die Verantwortlichen geradezustehen und sich gleichzeitig darum zu bemühen, das Vertrauen in die Kirche und ihre Mitarbeitenden neu aufzubauen. Dies, so Urban Fink, kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten am gleichen Strick ziehen und anstatt einer Misstrauens- eine Vertrauenskultur aufgebaut wird.

Im Rahmen der Generalversammlung konnte der Verein katholischer Journalistinnen und Journalisten zwei Medienpreise zu je 1000 Franken zur Förderung junger Medienschaffender überreichen. Als Abschluss des Anlasses führte Urban Fink interessierte Vereinsmitglieder durch die auch aus kirchlicher Sicht geschichtsträchtige Altstadt von Zofingen. (ms)